Die Armeen in Grenzbrueck sind klassische Ritterheere. Der Ritter ist „der“ Krieger in Grenzbrueck, d.h. es gibt (so gut) wie keine „stehenden Armeen oder Heere“. Wird ein Kriegszug notwendig, beruft der jeweilige Lehensherr seine Vasallen (i.d.R. Ritter, aber ggf. auch Grafen, Barone etc.) zum Kriegsdienst ein. Dieser hat sich alsbald mit einer oder mehreren „Lanzen“ (zwischen 10 und 20 Soldaten, Knappen, Fußknechte, Bogner, ggf. auch nur notdürftig bewaffnete Bauern) zur Heerschau einzufinden und mit seinem Herrn in den Krieg zu ziehen.
Die Zeit des Kriegsdienstes ist im Jahr üblicherweise auf nicht mehr als 40 Tage begrenzt, denn längere Abwesenheiten sind mit wirtschaftlichen Nachteilen für den Vasall verbunden, der sich um seine Geschäfte oder gar um sein Lehen in dieser Zeit nicht kümmern kann. Ebenso fällt die Arbeitskraft der Soldaten weg. Dauert der Kriegsdienst daher länger, so wird ein Sold fällig.
Ein typisches Herr besteht daher aus den Rittern, ihren Knappen (auch mehrere sind durchaus denkbar) und den Lanzen, d.h. Fußsoldaten, Knechten etc. Zum Tross gehören dann noch die Versorgungstruppen.
Bogen und Armbrust gelten als unritterliche Waffen. Es ist daher eine Ehrensache, dass die Ritter ihre Schützen anweisen, nicht auf feindliche Ritter zu schießen. Nicht immer wird sich allerdings an diesen ungeschriebenen Ehrenkodex gehalten.
Ein Ritter wiegt – aufgrund seiner kriegerischen Ausbildung und seiner Ausrüstung – in der Schlacht etwa 30 bis 50 Fußsoldaten auf. Das bedeutet, er ist ein sehr wertvoller Gegner.
Das Kriegswesen wird im Wesentlichen durch das oben dargestellte Heerwesen geprägt. „Krieg“ ist letztlich nichts anderes als ein Handwerk, wie das Decken eines Daches oder das Schmieden. Dieses Handwerk wird von der „Kaste“ der Ritter durchgeführt. Kriegszüge sind kostspielig sowie mit erheblichen Risiken verbunden, so dass zuvor in der Regel versucht wird, andere Lösungen herbeizuführen. Diplomatie, Zweckehen oder auch Fehden, also einfache Grenzgeplänkel, in denen man den Feind dadurch zu schwächen sucht, dass man nicht ihn persönlich angreift, sondern seine wirtschaftlichen Grundlagen (die Bauern).
Ein erstes Problem stellt schon das Zusammenrufen der Vasallen dar. Es ist zeitaufwändig und es dauert, bis diese sich am vereinbarten (nicht befohlenen) Zeitpunkt einfinden. Auch hier spielt das Selbstverständnis des Ritterstandes eine große Rolle. Jeder einzelne Ritter fühlt sich als „Herr“. Insoweit kennt er keinen militärischen Gehorsam im heutigen Verständnis. Er kommt mit seiner Lanze, wenn sein Feudalherr ihn ruft. Wenn er aber nicht will (und es sich leisten kann), kommt er auch nicht!
Größtes Problem eines Kriegszuges ist die Versorgung der Truppen. Da der von den Rittern (in der Regel für zwei Monate) mitgeführte Proviant irgendwann zu Ende geht, muss man auf Kosten der jeweils ortansässigen Bevölkerung leben, was dort meist zu großen Notlagen führt. Beim Feind kann man versuchen, zu plündern. Hat dieser sich aber rechtzeitig mit allen Vorräten in eine Burg zurückgezogen und die umliegenden Dörfer auch noch selbst in Brand gesteckt, so dass diese nicht mehr nutzbar sind, ist auch dies nicht möglich. Eine verlässliche „Versorgungsorganisation“ gibt es in der Regel nicht.
In der Regel versuchen die Kontrahenten die offene Feldschlacht mit einer großen Zahl an Verwundeten und Getöteten zu vermeiden, jedenfalls solange bis einer von ihnen glaubt eine strategisch günstigere Position erlangt zu haben. Statt dessen bestimmen v. a. langsames Vorrücken der Angreifer das Bild, hartnäckige Abwehr der Verteidiger, zeitlich und räumlich eingeschränkte Operationen, Abnutzungskrieg, abteilungsweises Suchen unmittelbarer Erfolge: in erster Linie durch systematisches Plündern und Brennen des Landes zur materiellen Schädigung des Feindes und zur Demonstration seiner Unfähigkeit, die eigenen Leute zu schützen. Kommt es zur Schlacht so gibt es darin keine besondere Strategien, d. h. es gibt eigentlich keine Flankenbewegungen, taktische Rückzüge, Reserven etc. Auch dies ist durch den ritterlichen Kodex stark beeinflusst. Üblicherweise wird ein Ritter es sich nicht gefallen lassen, in Reserve gehalten zu werden, da es seiner Ehre (vermeintliche „Feigheit“) abträglich wäre. Hinzukommt, dass er durch Gewicht und Panzerung zwar in der Schlacht entscheidend kämpfen kann, aber weder schnelle Manöver noch Verfolgungen vornehmen, da die Ausdauer der schwer gepanzerten und stämmigen Pferde hierfür kaum ausreicht. Hinzukommt in vielen Fällen die „mangelnde, soldatische Disziplin“, die sich aus seinem Standesbewusstsein ableitet. Ein Ritter fühlt sich einem anderen Ritter gegenüber absolut gleichwertig. Auf dem Weg zur Schlacht führt der Ritter zwei bis drei Reservepferde mit sich, um in der Schlacht ein frisches Ross zu haben.
Allenfalls in der Aufstellung können daher strategische Aspekte eine Rolle spielen und vor der Schlacht sprechen die Kontrahenten üblicherweise die „Bedingungen“ der Schlacht ab. Wie lange soll sie dauern, wann sind Pausen zu machen, um Tote und Verletzte zu bergen etc. Ist eine Schlacht dann aber erst einmal in Gang, haben die Heerführer hierauf keinen wesentlichen Einfluss mehr. Eine solche Ritterschlacht dauert in der Regel nur kurze Zeit. In der Nähe des Feindes marschieren die Ritterheere üblicherweise in einer Art tiefer Kolonne, in der man auch in den Feind einzubrechen versuchte, wobei die rückwärtigen Teile der Kolonne von selbst, durch ritterlichen Ehrgeiz und Kampfeslust angespornt, auf beiden Seiten nach vorne quellen und damit die ganze Formation verbreitern. Keiner will der (unehrenhafte) Letzte in der Schlacht sein und eifersüchtig kämpft man um den „Vorstreit“. Beginnt die Schlacht, ist es im wahrsten Sinne des Wortes ein „Schlachten“, ein Aufeinanderprallen zweier Haufen. Ein Ritterangriff ist keine Attacke nach der Art einer Kavallerie, da es insoweit an allen Voraussetzungen (Übung, Drill, Gehorsam und taktischer Aufteilung (Schwadron, Zug, Regiment) fehlt. Man schart sich im Kampf so zusammen, wie es das Gefecht ergibt. Schließlich ist für den Ritter die Schlacht nichts anderes als die Anhäufung von Einzelturnieren! Beim ersten Anprall sucht sich jeder seinen Gegner aus, den er sich schon von weitem „aufs Korn“ genommen hat, erkennbar an Wappen und Helmzier. Befreundete Ritter finden sich ggf. zusammen, um sich im Schwarm auf den Feind zu stürzen. Die Gangarten der schwer gepanzerten Pferde sind allenfalls langsamer Anritt und Trab, da es sich in der Regel um Kaltblüter handelt. Auch wenn es ein Schlachten ist, so muss auch hier eine Unterscheidung zwischen einfachen Truppen und Rittern gemacht wird. Üblicherweise versuchen die adligen Kontrahenten ihren Gegner in die Schranken zu weisen in ritterlichem Kampf. Es geht aber gerade nicht zwingend darum, den Gegner zu töten oder zu vernichten. Ein Ritter, der sich ergibt oder kampfunfähig am Boden liegt, wird in aller Regel nicht getötet, sondern geschont, da es sowohl unritterlich (i. w. S. also unkameradschaftlich) und auch unwirtschaftlich wäre. Man setzt ihn gefangen und läßt ihn vom Feld führen, um später ein Lösegeld zu erpressen. So heißt es beispielsweise beim Chronisten über die Schlacht bei Leubach, dass von den Rittern nur drei getötet, 140 aber gefangengenommen wurden, weil sie „vollständig in Eisen gekleidet waren und man sich aus Ewgenfurcht und Kameradschaftlichkeit gegenseitig schonte.“ Auf der anderen Seite heißt das freilich nicht, dass es – auch unter den Rittern – keine Toten gäbe. Eine Schlacht ist trotz dieser Einschränkungen ein gefährliches Unterfangen, aber der Aspekt des Vernichtens spielt nicht die Hauptrolle. Überdies beeinflusst auch ein ungeschriebener Ehrenkodex der Ritter (zu denen in der Regel ja auch die höheren Adligen zählen) untereinander das Geschehen der Schlacht. Wie oben erwähnt, ist es unritterlich, feindliche Ritter mit Pfeilen zu beschießen. Stellen feindliche Fußsoldaten oder Waffenknechte einen Ritter, fordern sie diesen in der Regel auf, sich zu ergeben. Das „Abmetzeln“ des Feindes ist in der Regel nicht gewollt, denn es ist „verlorenes Lösegeld“. Was dabei für den einzelnen Ritter gilt, gilt üblicherweise auch für das gesamte Heer. Ein Heer, das bezwungen ist, wird üblicherweise nicht niedergemacht, sondern man gewährt ihm als Sieger „ritterlich“ sicheren Abzug. Etwas anderes gilt freilich für Schlachten gegen unmenschliche Feinde wie Orks oder Schatten. Und auch das Verhältnis der Ritter untereinander muss sich nicht zwingend durch den Konflikt ihrer Herren zu einer Todfeindschaft entwickeln. Sie sind letztlich „bessere Söldner“, sie üben ein Handwerk aus für den einen oder den anderen Auftraggeber, durch Treueid gebunden. Das bedeutet aber nicht, dass sie nach der Schlacht sich nicht mehr – auch wenn sie auf unterschiedlichen Seiten standen – in die Augen schauen könnten oder miteinander tränken. Denn der Streit zwischen ihren Herren ist in der Regel nicht ihr Streit. Eine Niederlage mag zwar im ersten Augenblick Schmach und Schande sein, gleichwohl werden für die Überlebenden andere Gelegenheiten kommen, bei denen sie dann triumphieren. So schreibt der Chronist Horatio Treuer über den Herzog Friedrich von Tahnsteyn: „Sie wussten, dass man die Kriegskunst nicht hat, wo sie nötig ist, wenn sie nicht vorher geübt wird. Der Boxer kann nicht mit Zuversicht antreten, wenn er niemals Püffe bekommen hat. Wer sein Blut hat rinnen sehen, wem die Zähne unter der Faust des Gegners gekracht haben, wer am Boden gelegen hat, den anderen über sich und dennoch nicht den Mut verloren hat, wer noch sooft geworfen, um so trotziger aufgestanden ist, der darf mit Hoffnung in den Kampf gehen.“ Demgegenüber spielen die Schützen und Fußknechte (als leichter Gepanzerte) nur die Rolle einer „Begleitwaffe“ und sind daher in der ritterlichen Schlacht eher nebensächlich. Die Knappen haben die Pflicht, ihre Herren, wenn sie geworfen werden, aufzurichten, andere Ritter, die gefangengenommen werden, vom Feld zu geleiten und ihren eigenen Herrn vor Gefangennahme zu bewahren. Weitere Aufgabe der Knappen ist es, ihren Herren in einigem Abstand mit einem neuen Pferd in die Schlacht zu folgen, um diesem nach dem ersten Anritt oder dem Verlust des ersten, ein frisches Ross zur Verfügung stellen zu können. Ferner nehmen sie gefallenen Feinden die Rüstung ab und fangen deren Schlachtrösser, um sie als „Beutestücke“ zu sichern, denn wie bereits erwähnt, ist angesichts der Kosten für Rüstung und Pferde ein Lösegeld wichtiger als das Töten des Gegners. Auch auf diese Weise wird ritterliches Verhalten durch die Möglichkeit finanzieller Bereicherung erleichtert. Die meist leichter gerüsteten Knappen sind daher meist leichte Beute und erleiden regelmäßig die höchsten Verluste in der Schlacht, wenn das eigene Heer zu verlieren droht.
Ein anschauliches Beispiel für ritterliche Selbst- und Ehrverständnis geben die Regeln des Ritterorderns der Dame d’argent (eines Hohenstadener Ritterordens) im Anhang. Einen besonderen Einfluss auf das ritterliche Selbstverständnis hat schließlich auch die Ecclesia bzw. der Clerus, die neben den allgemeinen Tugenden, die für jedermann gelten (dazu unten im Detail), auch die ritterlichen Tugenden formuliert und damit Einfluss auf die Regulierung der bewaffneten Auseinandersetzungen nimmt. So verlangt die Ecclesia, die bewaffnete Auseinandersetzungen im genannten Rahmen positiv sieht, von den Rittern:
Ein Ritter, der sich wie vorgenannt verhält, ist ein „idealer Ritter“, handelt ehrenhaft und zugleich ewgengefaellig und damit letztlich auch legitim in den Augen der Ecclesia und des Clerus. Das bedeutet gleichwohl nicht, dass alle Ritter diesem Ideal immer und allezeit oder gar überhaupt nachkämen. Wie auch nicht alle Knappen später Ritter werden, sondern im Regelfall nur die dazu auserkorenen Edelknappen, so sind keineswegs alle Ritter vom Ideal der Höfischkeit auch nur berührt.
Die Truppen wurden oben bereits eingehend beschrieben. Letztlich unterteilt sich die Armee in Ritter und sonstige Soldaten (leichte Reiter, Fußsoldaten oder Waffenknechte/-mägde, Schützen und in sehr geringem Umfang Artillerie). Die Ritterschaft bildet in Grenzbrueck die „Hauptwaffe“ der Armeen. Die unten stehenden Angaben geben einen groben Überblick über die den Kronvasallentümern zur Verfügung stehenden Ritter. Dies soll einen groben Anhalt über die derzeitige Machtverteilung im Reich geben. Das bedeutet nicht, dass all die Ritter immer und überall zur Verfügung stehen, denn – wie gesehen – kann es auch vorkommen, dass ein Ritter dem Ruf seines Herrn nicht Folge leistet. Überdies sind die nachfolgenden Zahlen stetigen Veränderungen durch Kriege, Feldzüge, Krankheiten und Alter unterworfen. Ferner werden sämtliche Krieger innerhalb eines Kronvasallentums zusammengefasst und damit die Unterverteilung an Nachvasallen ausgeblendet. Erscheint bspw. ein wichtiger Baron des Großherzogtums Hohenstaden nicht, so kann dies für eine Schlacht bedeuten, dass die unten genannte Zahl um 20% zu reduzieren ist, vorausgesetzt im Übrigen würden alle Vasallen mit all ihren Rittern und Soldaten erscheinen. SL-intern werden wir über die genannten Veränderungen entsprechend Buch führen, auch um für alle Adelsspieler eine Spannung in das Spiel zu bringen, eben nicht zu wissen, wie viele Truppen der Gegner in einer Schlacht aufbieten kann. Die sonstigen Truppen bilden wie gesehen die Nebenwaffe der Heere. Sie sind – ebenso wie die Ritter – keine stehenden Truppen, sondern arbeiten in Friedenszeiten für ihren Ritter als Wachpersonal oder auch als Handwerker und Arbeiter auf dem Feld. Um eine grobe Vorstellung von der Wertigkeit eines Ritters zu erhalten, haben wir die Faustregel aufgestellt, dass ein Ritter in einer Schlacht in etwa 30 bis 50 Fußsoldaten aufwiegt.
Die nachfolgende Tabelle gibt die (zusammengefassten) Truppenstärken der Kronvasallentümer wieder. Diese Truppen sind wiederum stark auf die Untervasallen (Barone, Grafen etc.) verteilt. Es handelt sich nie um stehende Heere, insbesondere auch nicht bei den Knechten und Schützen:
Königin/Limest | Belartha | Hohenstaden | Mendreth | Tibur | Ecclesia/Academie | |
---|---|---|---|---|---|---|
Ritter | 1.800 | 500 | 1.500 | 800 | 1.200 | 100 |
Knechte und Schützen | 4.200 | 1.200 | 3.200 | 2.200 | 1.400 | 250 |
Artillerie (Kanonen/Hackenb.) | 5 | - | - | 3 | - | 10 |