Gläubigkeit und Frömmigkeit bestanden bislang schon immer in Grenzbrueck. Erst seit kurzem wird durch das (Wieder)Auftauchen der Kirche (in Grenzbrueck Ecclesia genannt) die Religion wieder aktiv bespielt. Bei der Religion handelt es sich um einen fiktiven Glauben an fiktive Götter (in Grenzbrueck die Ewigen oder auch Ewge) genannt, die sich aber in Struktur und Ausrichtung an der Kirche des 13. und 14. Jahrhunderts orientiert. Um die Darstellung eines (mehr oder weniger) gläubigen Mönches in einem Kloster glaubwürdig darzustellen, haben wir nachfolgend kurz die wichtigsten Informationen zusammengestellt.
Wie oben bereits erwähnt, ist Acrulon der gestrenge Richter und das Licht, welches über die Taten der Menschen, v. a. ihre Frevel und Sünden wacht. Die Ewgen führen einen Kampf um die Seelen der Menschen gegen Lech, die schwarze, suhlende Schlange. Es heißt Lech’s Kraft nähre sich aus den Freveln und Sünden, die die Menschen begehen, wohingegen sich die Macht der Ewgen mitunter aus den zu ihnen gesprochenen Gebeten und den Glauben an sie gründen soll. Daher versucht Lech ihren Einfluß auf die Menschen auszudehnen, diese zu Sünden und Freveln zu bewegen, um dadurch mehr Macht als die Ewgen selbst zu erlangen und diesen „göttlichen“ Krieg zu gewinnen. Damit die Menschen ihr sündiges Leben aufgeben und durch Frömmigkeit und Glaube zum ewigen Heil an die Tafel der Ewgen finden können und um so den Machtanstieg Lech’s zu verhindern, schenken Acrulon, Maewon und Myrna den Menschen die fünf Tugenden (das sog. „Pentagonium Purificatum“). Ein Mensch der nach diesen Tugenden lebt, soll demnach bürdelos über den trennenden Strom direkt an die Gestade der Ewgen gelangen. Die fünf Tugenden des „reinigenden Pentagoniums“ in der entscheidenden Hierarchie sind:
Die Tugend der Demut wird den Menschen von Acrulon geschenkt, ist also ureigenste acrulonische Tugend und damit auch höchste Tugend innerhalb des Ordens, während Acrulon und Maewon ihnen gemeinsam die Disziplin und Acrulon und Myrna ihnen gemeinsam die Treue schencken. Maewon schenkt den Menschen zusätzlich die Vernunft und Myrna schenkt ihnen die Barmherzigkeit, so daß Vernunft eine ureigenst maewische und Barmherzigkeit die ureigenste myrnsche Tugend ist.
Die Lehre von den Tugenden wird den Menschen vom Heiligen Severus Irinius Primus in überbracht (siehe auch die Legende vom Heiligen Severus im Stundenbuch (dazu unten), einem Anhänger Acrulons und dem Erbauer der Kathedrale von Lynsbrunn, dem offiziellen Stammsitz der Ecclesia.
Die Ecclesia Grenzbrueckensis (Bezeichnung der Kirche in Grenzbrueck) ist die einzige offizielle religiöse Instanz in Grenzbrueck und Vertreterin aller drei verehrungswürdiger Ewger (Acrulon, Myrna, Maewon). Die Ecclesia besteht aus drei „Säulen“ (Glaubensrichtungen), wobei jede Säule einem der Ewgen geweiht ist. Trotz des „Pantheon“-Gedankens ist die Ecclesia eine einzige Institution, die alle drei Ewgen vertritt. Die jeweiligen Mitglieder glauben daher auch an alle Ewgen und beten diese an, sie setzen jeweils nur andere Schwerpunkte.
Die Säule Acrulons bilden die fünf Orden Acrulons, Mönchsorden, die ausschließlich von Männern besetzt sind. Die myrnsche Säule als Pendant bilden die vier Orden zu Ehren Myrns, in der nur Frauen dienen. Die Säule Maewons schließlich bildet die Academia Clavis Mundi, die Magierakademie also. Dieser Zweig hat daher keine eigenen Priester oder Priesterinnen, sondern das Streben nach Wissen, Vernunft und magischen Kenntnissen ist der „Dienst an Maewon“ der von der Academie durchgeführt wird.
Alle drei Säulen entsenden ständige Delegationen nach Lynsbrunn, zum „allweyligen Contzil“. Diese Ratsversammlung tagt nahezu ohne Unterlaß tags und nachts und diskutiert und beschließt in religiösen, aber auch weltlichen Angelegenheiten. Natürlich wechseln sich die Disputanden ab. Jede der Säulen wählt dabei einen sog. Vocatus Prior, einen Vorsteher der jeweiligen Glaubensrichtung; diese drei gewählten Vorsteher der jeweiligen Säulen indes erwählen wiederum einen Filius Primus oder eine Filia Prima als Kirchenhaupt (entspricht in etwa dem Papst). Oberster Vorsteher der Ecclesia ist jedoch seit den Zeiten Ottmahrs des Kühnen die Krone (also die Könige oder Königinnen) selbst. Diesen Titel erhalten die Könige mit ihrer Salbung, durch den die Ecclesia symbolisch deutlich macht, daß sie sich diesem König unterwirft.
Derzeit ist noch kein Filius Primus gewählt und ob des Einflusses dieser Position wegen versuchen alle drei Säulen, einen ihrer Vertreter dort zu installieren.
Die Ecclesia hat in ihrer über zweieinhalbtausenjährigen Geschichte viele Höhen und Tiefen erlebt. Beginnend als einer von zahlreichen Orden unter vielen anderen Götzenanbetern und nach der offiziellen Vereinigung durch den Heilgen Severus und Errichtung der Kathedrale von Lynsbrunn als ihrem Stammsitz mauserte sich die Ecclesia schließlich zur Staatsreligion, unterstützt durch die Patrizierfamilien und Stammesführer der damaligen Zeit. Unter Conrad dem Großen, nach dem sich auch die neue Zeitrechnung richtet (das Jahr 0 markiert das Todesjahr Conrads, der Zusatz an der Jahreszahl, p.r.c. bedeutet post regnum conradum, also in etwa „nach Conrads Regierungszeit“), konnte die Ecclesia schließlich ihren Anspruch durchsetzen von den Ewgen eingesetzt zu sein und daher allein berechtigt, die Könige Grenzbruecks zu salben und in Lynsbrunn zu Königen zu ernennen.
In Zeiten des Interregnum, wenn ein König verstorben und ein neuer noch nicht ernannt war, wurden die Reichsinsignien nach Lynsbrunn gebracht und dort bis zum Tage der Krönung verwahrt. Die hierin zum Ausdruck kommende Macht konnte die Ecclesia über viele Jahrhunderte nutzen und Ausbauen und so gelangte sie auch zu weltlicher Macht, in Form von Besitzungen und Reichtum. Stets gingen diese Phasen auch mit erheblicher Kritik solcher Konservativer einher, die den ursprünglichen, „disziplinierten“ Weg einforderten und Reichtum und Macht als „Einflüsterungen“ Lech’s ansahen. Tiefpunkt war die Zerstörung der Ecclesia durch Fredegar, den sog. Ketzerkönig. Fredegar machte, nach dem Tode Tylon von Limests, des letzten rechtmäßigen Königs von Grenzbrueck vor ungefähr 400 Jahren, einen Anspruch auf den Thron geltend. Die Ecclesia verweigerte ihm aber die Salbung. Daraufhin zog Fredegar mit einer Armee nach Lynsbrunn und belagerte und eroberte schließlich die Stadt. Seinem Befehl ihn nun zum König zu salben, verweigerten sich die Acrulon und Myrna-Orden. Daraufhin ließ Fredegar die obersten Priester und Priesterinnen hinrichten und die Orden Acrulons und Myrns verbieten. Die Academie beugte sich seinem Ansinnen und krönte ihn. Da er allerdings nicht von allen drei Gewalten gesalbt wurde, wird er auch der Ketzerkönig genannt und sein Titelanspruch in Abrede gestellt – offiziell war er also niemals König. Das Dekret mit dem er seine Inthronisierung verlangte und auf dem die beiden Vocati Prior schrieben „Ich widerspreche“ wird in Lynsbrunn als Reliquie aufbewahrt. Da darauf auch Fredegars eigene Unterschrift ist, wird sein Name niemals in Vergessenheit geraten und er wird somit niemals dem Atramentum entkommen können, so die Vorstellung der Gläubigen, die jedes Jahr dorthin pilgern. Die Ecclesia, geprägt durch das Schisma zwischen Acrulon- und Myrnaorden sowie der Academie, ging unter. Die Fredegaren (Anhänger Fredegars Politik) gingen mit unnachgiebiger Härte gegen sie vor. Über vierhundert Jahre lebten die Mönche und Priesterinnen daher im Untergrund. Erst mit der Thronbesteigung Viola Augustes, der ersten Königin seit Tylon (läßt man Fredegar außer Betracht), konnten sie wieder „Oberwasser“ gewinnen und kehrten zur Oberfläche zurück. Inzwischen gewinnt die Ecclesia immer mehr von ihrer alten Macht und ihrem alten Einfluß zurück. Die Cathedrale von Lynsbrunn wurde der Ecclesia in diesem Jahr zurückgegeben, ebenso weitere zahlreiche Besitzungen und wichtige Dokumente, die bislang durch die Academie verwaltet wurden. Das Verhältnis zwischen den Orden und der Academie ist daher – obwohl letzteres ebenso ein Zweig der Ecclesia ist – ein angespanntes.
Hier finden Spieler und NSC, die einen Mönch oder einen Priester der Ecclesia Grenzbrueckensis spielen möchten, intimetaugliches Hintergrundmaterial.